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Ja, es ist ein Zauberort
Italienische Reisen

E-Book (EPUB) - Erscheinungsjahr 2024von Alfred Kerr

Kurztext / Annotation
Mit Alfred Kerr durch ItalienDer einflussreiche Kritiker und Feuilletonist des 19. Jahrhunderts war ein leidenschaftlicher Reisender. Besonders angetan hatte es ihm Italien, und er erkundete die Städte - Venedig (»Wunderstadt«), Rom (»Zauberort«), Neapel (»Graus des Südens«) - genauso wie die kleinen und großen Inseln der Region. Die Menschen, »glutvoll und fein; zart und lustig; königlich und sanft«, machen es für ihn zu einem magischen Ort, wo die Lagune perlmuttern glitzert und in den Lüften das Wunder webt. Und wo er, »des Vorrat wegen«, den herrlich süßen, zerrinnenden Teig des Pomeranzenkuchens lieber gleich in rauen Mengen isst. Mehr als einmal fragt er sich da: Ist dies eigentlich ein Nachgeschmack des Paradieses - oder ein Vorgeschmack?

Alfred Kerr, der einflußreichste deutsche Kritiker und Essayist, wurde 1867 in Breslau als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie geboren. Er studierte in Breslau und Berlin, wo er seit 1887 lebte und für große Zeitungen und prominente Zeitschriften seine maßstabsetzenden Theaterkritiken schrieb: für das 'Magazin für Literatur', den 'Tag' und das 'Berliner Tagblatt' wie für die 'Neue Deutsche Rundschau'. Seine Bücher wurden 1933 von den Nazis verbrannt und er floh über die Schweiz und Paris nach London. Kerr starb 1948 in Hamburg.Von seinen Werken seien genannt: Die Welt im Drama (1917); Die Welt im Licht (1920); Es sei wie es wolle,/Es war doch so schön (1927); Die Diktatur des Hausknechts (1931).Günther Rühle, Herausgeber von Kerrs Berliner Briefen, wurde 1924 in Gießen geboren. Er arbeitet 25 Jahre als Kulturredakteur der FAZ, bevor er 1974 deren Feuilleton übernahm. 1985-1990 war er Intendant am Schauspiel Frankfurt und anschließend Feuilletonchef des Berliner 'Tagesspiegels'. Seit 1995 lebt er in Bad Soden. Günther Rühle ist Autor umfangreicher Publikationen zum deutschen Theater und Herausgeber der Gesammelten Werke von Marieluise Fleißer und Alfred Kerr.

Textauszug
Rakéel'
I.
Es wuchs vor meinem Fnster Ein leuchtender Feigenbaum ... - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die weiße Etsch rauschte vorbei, Die feuchte Erde roch nach Wein. Die Welt mit allen Büschen Wuchs mir ins Fenster hinein. Wo war das gewesen? Es war ... Wo die deutsche Sprache noch herrscht. Wo sie lichter blüht als im dünnen Tieflande. Das lag hinter mir. II.
... Dann kam ich in die Stadt. Wunderstadt, verfallene; mit nächtlicher Schönheit am Meer, im Leuchten zerbröckelnder Trauer; Hochzeit von Schwermut und Anmut. Es geschah zum dritten Mal, dass ich hinkam. Wochen hatt' ich einstens dort gelebt. Nächtlich strahlte sie; tiefer, prachtreicher, verstorbener - unsterblicher. Der Löwe von Erz schrie schlafend über die Säule hin, über die Wasser, und schlug mit den Flügeln. Schwarze Särge zogen durch die Flutgassen zu verschollenen Häusern - ihre Marmorstufen gingen in friedverstohlene Finsternis; Steinköpfe starrten vom Gesims. III.
So will ich der Wahrheit gemäß berichten, was mir damals in Venedig zustieß. Ein Vorfall ohne Merkwürdigkeit. Vielleicht hat er nur Wert für den Mann, der ihn erfuhr: nicht für andre, die von ihm hören ... Für diesen Fall bestände die Entschuldigung bloß hierin: dass wir noch am ehesten solche Dinge erzählen können, an denen wir Anteil genommen. (Und dass es am anständigsten ist, keine andren Dinge zu erzählen, als eben solche) ... Es kommt nicht darauf an, dass ich, ich, ich die Dinge erlebt habe. Sondern allein: dass jemand Dinge erzählt, die er erlebt hat ... Zudem ist nichts an den paar Tatsachen geeignet, ihren Erzähler in romantisches Licht, oder in heldenhaftes Licht, zu setzen. Vielmehr ließe sich vermuten, dass von dem Erzählten die meiste Helligkeit auf die Stadt und auf die Seele der Stadt fallen werde. IV.
In einer Tasche des alten Reisebuchs steckten Gasthofs-Rechnungen aus dem Jahr 1894 ... und zwei Briefe. Die Briefe waren von einer venezianischen Bürgerstochter, im Jahr darauf, 1895, nach Deutschland gerichtet, dann dort hineingeschoben worden. Der eine begann: Gentile signor ... (hier kam der Vorname), und schloss fröhlich: cordiali saluti di lei devotissima R. Es stand hierin Folgendes: Die kleine Base der Schreiberin sei heute zu ihr gekommen und habe versichert, den Empfänger auf dem Markusplatz gesehn zu haben; ob es wahr sei, dass er in Venedig oder ob er in Berlin sitze. ... Seltsam, nach Jahren so einen Brief im Reisebuch zu finden. Dieses entzückende Mädchen aus einer Kleinbürgerfamilie hatte mich damals venezianisch sprechen gelehrt. An vielen Abenden trafen wir uns, und sie brachte - weil sie auf andre Art nicht hätte fortgehn dürfen - immer die achtjährige Base mit, bei deren Mutter sie wohnte. Das Kind besorgte manchmal, an der Markuskirche nachmittags wartend, unsre Zettelchen mit Verabredungen. Alles das war wundersam heiter; doch mit jenem Ernst, wovon in dieser Stadt noch auf die herrlichste der Herrlichkeiten ein voller Abglanz fällt. Rakéele, venezianischer Rakéel', hatte schönes schwarzes trocknes Haar und war ein großes, zartes Mädchen mit sehr dunklen Augen. Ihr Körper schien ahnungslos zu leuchten, wenn sie sich streckte, oder mit geschmeidigem Liebreiz das lange Schultertuch der Venezianerinnen halb in Gedanken zurechtschob ... Noch seh' ich ihre Gestalt im Dunkel, als wir einmal bei Regen rasch im finstren Torgang einer ausgestorbenen Kirchgasse Unterschlupf suchten. Sie stand im Dunkel neben mir, die Kleine aß abseits an ihrem Kuchen. Auch seh ich sie, wie wir draußen bei e

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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E-Book (EPUB) € 14,99 inkl. gesetzl. MwSt. noch nicht lieferbar, erscheint 05/2024

Produktinformation

Seitenzahl 144
Erscheinungsjahr 2024
VerlagAufbau Digital
SpracheDeutsch
Zusatzinformationen 144 Seiten
ISBN 978-3-8412-3524-4
Auflage 1. Auflage

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